4. Theaterfestival 2016 - Wuzhen

4. Theaterfestival:  13.10. – 22.10.2016

Alle Bilder zur Verfügung gestellt von Wuzhen Tourism Co., Ltd

Gaze Beyond – Vision ist das Thema des 4. Internationalen Theaterfestivals in Wuzhen, dessen künstlerischer Direktor MENG Jinghui ist. "Gaze Beyond" steht für die Zukunft, die konsequente, kontinuierliche Weiterentwicklung des Theaters. Alles ändert sich und erfindet sich regelmäßig neu.

75 Aufführungen mit Theatergruppen aus 22 Nationen – u.a. Deutschland, Frankreich, Russland, Spanien, Japan, Polen, Schweiz, Australien, Litauen Rumänien, Chile, Dänemark und Niederlande - sorgen für ein anspruchsvolles, thematisch abwechslungsreiches Repertoire. Dieses Jahr gibt es auch eine Welturaufführung im Wuzhen Grand Theatre: "Dr. Godot or six people for eighteen camels (Dr. Godot oder Sechs Personen suchen 18 Kamele)" von LIN Zhaohua.

Der Wettbewerb junger Theaterkünstler wird von 15 auf 18 Gruppen vergrößert, die diesjährigen Bühnenelemente sind "Blut, ein Koffer und ein Meteor", sie bilden zusammen ein romantisches, mysteriöses und gleichzeitig grausames Thema. Anders als in den letzten 3 Jahren werden die Stücke gleichzeitig im East- und West Warehouse Theatre aufgeführt. Der erste Preis beträgt dieses Jahr 200.000 CNY.

Wie jedes Jahr findet neben den offiziellen Aufführungen in den Straßen der Wuzhen Xizha Zone ein lebendiger Straßenkarneval statt: Straßenkünstler, Musiker, zeitgenössische Kunst, traditionelle chinesische Oper, alles ist vertreten.

"Everything is happening right now ... (Alles geschieht hier und jetzt …)"

• "The Gambler (Der Spieler)" - Volksbühne am Rosa-Luxemburg Platz, Berlin, Deutschland
  

• "An Enemy of the People (Ein Volksfeind)" - Narodowy Stary Teatr, Krakow, Polen
  

• "Quijote (Don Quijote)" - Bambalina, Valencia, Spanien
  

• "The Cherry Orchard (Der Kirschgarten)" - Sakura Park, Japan
  

• "Kaligula (Caligula)" - No Theatre, Vilnius, Lithuania
  

• "BIG D (D)" - CHEN Minghao, China
  

• "Ghosts 2.0 (Geister 2.0)" - WANG Chong, China
  

• "He Had Two Pistols with White and Black Eyes (Er hatte Zwei Pistolen mit Weißen und Schwarzen Augen)" - MENG Jinghui, China
  

The Gambler / Der Spieler: Frank Castorfs Inszenierung  könnte man auch beschreiben als "Dostojewskij goes Las Vegas" - Zwei Männer stürzen eilig auf die Bühne, setzen sich in eine Stuhlreihe vor das Publikum und sind vor allem eins: hektisch und zappelig und äußern sich auf kaum gebändigtem Erregungslevel fast nur schreiend. Mit diesem ersten Auftritt geben die beiden den Stil des fast fünfstündigen Abends vor.
Erwartet der Zuschauer eine originalgetreue Wiedergabe von Dostojewskijs Roman, so wird er zweifelslos enttäuscht sein. Frank Castorf behält zwar das Gerüst des Romans bei: Der Hauslehrer Alexej schaut zurück auf seine unglückliche Liebe zu Polina Alexandrowna und erzählt von seinem Weg hin zum reinen Spieler. Allerdings werden diese von Frank Castorf um einige neue Aspekte bereichert, während diese Dimensionen dazukommen, gehen andere verloren, insbesondere das Profil der Romanfiguren und die raffinierte Dostojewskij'sche Sucht-Dramaturgie. Durch den Tausch von Texten (sodass beispielsweise Polina statt Alexej sich in Paris von Blanche ausnehmen lässt) werden Geschichten und Motivationen der Figuren verschoben.

An Enemy of the People / Ein Volksfeind: Basiert auf dem gesellschaftskritischen Drama des norwegischen Schriftstellers Henrik Ibsen aus dem Jahr 1882. Leitmotive sind Wahrheit und Freiheit, sowie Mehrheit und Recht.

Um die Aufführung zu verstehen muss man auch hier zuerst das Original kennen: Inhalt des Schauspiels ist der Konflikt zwischen einem Badearzt und den Honoratioren, sowie der Bürgerschaft eines norwegischen Kurortes. Die wirtschaftlich stark vom Kurbad abhängige Stadt diffamiert den Badearzt als einen Volksfeind. Denn er will ein wissenschaftliches Gutachten veröffentlichen, wonach das Wasser des Kurbads verseucht ist. Schließlich kommt er zu dem Schluss, dass die gesamte Gesellschaft vergiftet sei, da sie auf dem "Boden der Lüge ruht", behauptet, die "kompakte, liberale" und "geschlossene Mehrheit" sei der "gefährlichste Feind der Wahrheit und der Freiheit".

Der Protagonist kämpft gegen die irrationalen Tendenzen der Massen, sowie das scheinheilige und korrupte politische System, das diese unterstützen. Ein Volksfeind ist das Drama eines tapferen Mannes, der versucht, das Richtige im Namen der Wahrheit in einem Umfeld extremer sozialer Intoleranz zu tun. Doch alle Figuren weisen Brüche und Widersprüche auf, sodass die Grenzen zwischen Gut und Böse, Wahrheit und Lüge nicht eindeutig sind.

Übertragen Sie jetzt den Grundgedanken der Vorlage auf die politische und gesellschaftliche Veränderung, die Polen in den letzten Jahrzehnten durchlebt hat und Sie verstehen die Aufführung.

Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin   https://www.volksbuehne-berlin.de
Stary Teatr, Krakow  http://www.stary-teatr.krakow.pl
Bambalina Teatre Praticable, Valencia   http://www.bambalina.es/principal.php?lang=en
No Theatre, Vilnius  https://www.facebook.com/notheatre/

The Tiger Lillies Perform Hamlet / Die Tiger Lillies spielen Hamlet: Die Zusammenarbeit zwischen Dänemarks Theater Republique und der britischen Kult-Band "The Tiger Lillies" liefert dem Zuschauer eine völlig neue Sicht auf Shakespeares Stück, Hamlets  dunkle Themen werden musikalisch und visuell interpretiert. Die Tiger Lillies spielen Hamlet, nehmen das klassische Spiel auf und verwandeln es in einen verdrehten Zirkus.

Ein dementer Clown, er verkörpert den griechischen Chor, spielt Akkordeon und singt Hamlet in den Wahnsinn, Gertrude und Claudio erscheinen in surrealen Bildern, die Bühne wird mit atemberaubenden Multimedia-Displays verwandelt und Ophelia schwebt engelsgleich durch den Raum.

Sie meinen das zerstört das Original von Shakespeare - Irrtum. Ist das Spiel ein Wirbelsturm der Lichter, Musik und schnelle Interaktionen der Akteure, so herrscht Stille zu dem Zeitpunkt an dem Hamlet den Satz sagt "sein oder nicht sein". Die Tiger Lillies haben das Wesen von Shakespeares Hamlet, erfasst die großen Themen und Ideen genommen und verwandeln sie in eine visuelle und musikalische Explosion des Wahnsinns, Trauer, Selbstmord, Inzest und Mord.

Wenn Sie nicht sicher in der klassischen Vorlage sind, Auffrischung der Schulbildung schadet auch hier nicht, es macht das Verständnis der Produktion einfacher.

Republique, Kobenhavn   http://www.republique.dk/en/
Teatrul Gong, Sibiu  http://www.teatrulgong.ro

"Silent power (Die Kraft der Ruhe)"

• "Mother Earth (Mutter Erde)" - Moscow Drama Theatre of A.S. Pushkin, Moscow, Russland
  

• "Blind (Blind)" - Black Hole Theatre, Melbourne, Australien
  

• "Papa's Time-machine (Vaters Zeitmaschine)" - MA Liang, China
  

• "Ces Gens là / Those People (Jene Leute)" - Lili Labele Compagnie, Liens, Frankreich
  

• "The Dictionary of Soul" – LI Ning, The Physical Guerillas, China
  

Mother Earth / Mutter Erde: Eine Aufführung OHNE Worte, basierend auf dem Roman von Chinghiz Aitmatov.

Leben ist unaufhaltsam, es geht weiter auch wenn um uns herum nichts als Krieg und Elend herrscht.
Die jungen Schauspieler erzählen die Geschichte über Familiengrenzen und Liebe nur mit Hilfe von Körpersprache. Durch Bewegung entsteht ein Klang, der seinerseits wieder Bewegung schafft. Die gesamte Aufführung dreht sich um einige wenige grundlegende Dinge wie ein Holztisch, Wasser, Steine, leere Patronenhülsen ...

Blind / Blind ist ein Monolog. Der weltberühmte Tanz- und Puppenkünstler Duda Paiva ist der Darsteller, der diesen Zustand in seiner Jugend selbst erfahren hat. Er kombiniert Tanz, Spiel mit lebensgroßen Puppen, Video und Klang und nähert sich diesem schwierigen Kapitel seiner Biografie und kreiert eine Metapher über die Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Paivas Fähigkeit, Charaktere zuzuspitzen und auch desolatesten Situationen mit abgründigem Humor Komik abzugewinnen, macht Blind zu einem ebenso ergreifenden wie belebenden Ereignis.

Teatr Pushkin, Moscow   http://teatrpushkin.ru
Black Hole Theatre, Southbank   http://blackholetheatre.com.au
Lila Label   http://www.lililabel.com/

"The world we exist (Die Welt in der wir leben)"

• "Legends & Rumours (Das Lügengebilde)" - First Cut Productions, Zürich, Schweiz
  

• "The Thundering Glaciers (Donnernde Gletscher)" - Theatre de la Ville, Paris, Frankreich
  

• "Dr. Godot or six people for eighteen camels (Dr. Godot oder Sechs Personen suchen 18 Kamele)" von LIN Zhaohua, China - Welturaufführung
  

• "Drift Home (Jeder Allein und doch Gemeinsam)" - China
  

• "Writing in Water (Das Buch des Wassers)" - LAI Shengchuan, Hong Kong, China
  

The Thundering Glaciers / Donnernde Gletscher: Was verursacht das Donnern der Gletscher, wenn nicht die globale Erwärmung? Warum treffen sich hochrangige Politiker aus aller Welt in Paris? David Lescot schuf die Figur eines Schriftstellers, der von einer Zeitung nach seiner persönlichen Ansicht hierzu gefragt wird, jedoch keine Ahnung vom Geschehen hat. Er weiß jedoch was er gegen seine Unwissenheit unternehmen kann, so viel wie möglich zu verstehen.

David Lescot hat eine "Theater-Anfrage" im Stil eines Dokumentarfilms geschaffen, dessen Hauptfigur getrieben wird von Neugier, präzisem Detail-Wissen und seinem Humor, alle sind ein Teil von ihm. Aber David Lescot spielt mit uns, unseren Gefühlen, unseren Emotionen, unserem Leben, unserer Umwelt.

First Cut Productions, Zurich   http://www.thefirstcut.ch
Theatre de la Ville, Paris   http://www.theatredelaville-paris.com